Samstag, 11. August 2018

Kaisermantel, Russischer Bär und Zitronenfalter auf Waldwegen





Trotz der lästigen Hitzewelle gibt es auch Angenehmes, Interessantes und Schönes. Da sind zum Beispiel unsere Waldwege. Mit Licht und Schatten sind sie ein vielfältiger Lebensraum.




 Waldweg im Schellerter Wald




Sie sind meist angenehm kühl, weil Bäume wie natürliche Klimaanlagen arbeiten. Während ihre Blätter Wasser verdunsten, entsteht Verdunstungskälte. Damit kühlen sie ihre Blätter und die umgebende Luft ab. Kühle Luft ist schwerer als warme und sinkt deshalb durch die Krone nach unten, wofür wir bei der Hitze dankbar sind. Ein einfacher Versuch zeigt das Prinzip: Leckt man sich den Handrücken und pustet über die feuchte Stelle, verdunstet auch da das Wasser und kühlt dabei die Haut. Das überzeugt auch Kinder. Natürlich machen die Bäume das nicht uns zuliebe. Die Verdunstung lässt in den mikroskopisch dünnen Wasserleitungskapillaren der Stämme einen Sog entstehen, der den Wassertransport mit den Mineralstoffen von den Wurzeln zu den Blättern antreibt. Mit feinen Geräten kann man messen, dass dadurch die Stämme ein wenig dünner werden, wie ein Strohhalm, wenn man heftig an ihm saugt. Bei großer Trockenheit wird der Sog so stark, dass die Wasserfäden in einzelnen Kapillaren mit einem Knall reißen können (Kavitation), was man durch Ohr anlegen hören kann. Unverzichtbar ist die Kühlung auch für die lebenswichtige Fotosynthese. Werden die Blätter zu warm, funktioniert sie nicht mehr. Das Problem haben auch unsere Fotozellen auf den Dächern. Sie liefern bei Hitze weniger Strom.

Das angenehme Mikroklima der Waldwege gefällt auch einigen Schmetterlingen. Am auffälligsten ist der Kaisermantel. Wo nicht gemulcht wurde, blüht jetzt der Wasserdost und der echte Baldrian.






Kaisermantel auf blühendem Wasserdost



Oft flattern dutzende Kaisermänteln über ihnen. Die Weibchen legen die Eier in die Ritzen von Baumstämmen. Erst im Frühjahr schlüpfen die Raupen, die von Veilchen und Mädesüß leben. Immer wieder sieht man Kaisermäntel, mit beschädigten Flügeln, die aber trotzdem munter fliegen. Täter waren Vögel, die nur ein unverdauliches Stückchen Flügel erbeuten konnten.
Kleiner als der Kaisermantel, viel scheuer und seltener ist der Russische Bär. In Ruhe faltet er seine Flügel in V-Form dachartig zusammen. Dann sieht man nur seine auffällig schwarz-weiß
 

 
Russischer Bär auf Wasserdost

gezeichneten Vorderflügel. Fliegt er los, erscheinen die prächtig karminrot gefärbten hinteren Flügel. Angeblich soll das Angreifer abschrecken. Die Raupen sind wenig wählerisch (polyphag), finden also immer geeignete Nahrungspflanzen. Sie überwintern und verpuppen sich erst im nächsten Jahr.


Ein dritter auffälliger Schmetterling auf Waldwegen ist der Zitronenfalter, zitronengelb sind die Männchen, grüngelb die Weibchen. Während der Kaisermantel mit ausgebreiteten Flügeln Sonnenwärme tankt, hält der Zitronenfalter seine zusammengeklappten Flügel in die Sonne.





 

Zitronenfalter auf Blutweiderich
   
Er überwintert als Falter und hält mit Rauhreif überzogen dank seiner Frostschutzstoffe in „Blut“  (Hämolymphe)  selbst strengsten Frost aus. Meist werden Schmetterlinge höchstens wenige Monate alt, der Zitronenfalter ein Jahr. Die Raupen leben von den Blättern des Faulbaumes. Das ist ein unscheinbarer Strauch, der schon einmal als Forstunkraut galt und im üblichen Gartencenter nicht angeboten wird. Seine mickerigen Blüten sind bei Wild- und Honigbienen sehr beliebt und wochenlang ihre Attraktion in unserem Garten. Dann brummt es ständig in unserem Faulbaum. Es reicht also nicht, nur einen Schmetterlingsflieder zu pflanzen. Die Raupen der Schmetterlinge müssen auch die richigen Nahrungspflanzen  finden. Dann kommen auch Kaisermantel, Russischer Bär und Zitronenfalter und Wildbienen in die Gärten. Sie sind der Ritterschlag für ihre Besitzer. 

Text und Bilder
Dr. Friedrich Buer