Montag, 24. Oktober 2016

Mulchmäher



Mulchmäher – mit öffentlichem Geld und Technik gegenArtenvielfalt
 16. Oktober 2016

                                                                 

2. Teil  -  Fortsetzung




Fatal ist das Mulchen für Bodenbrüter. Wo sollen die Lerchen noch brüten, wenn nicht an den Wegrändern? Sogar Weiherränder, Bachränder und vereinzelt Flussränder werden gemulcht.



 Oben im Bild zerstörte der Mulchmäher dem Gelege einer Reiherente die Deckung. Die Eier blieben zwar heil, aber nun liegen sie als leichte Beute auf dem Präsentierteller.
Am nächsten Tag waren sie weg.  Muss das sein?




Gemulchte Blindschleiche


Mulchmäher bringen Tod und Verderben auch an die Ränder von Waldwegen. Die Opfer sind meist klein und werden schnell gefressen. Deshalb findet man meist nur Reste.


            Waldrand im Sommer gemulcht   Rest einer gemulchten Weinbergschnecke
                                              Flora und Fauna kaputt

Für die Artenvielfalt hat das Mähgut, das liegenbleibt und an Ort und Stelle kompostiert, schlimme Folgen. Kompost ist ein guter, natürlicher Dünger, aber ein Dünger und der lässt einige wenige Pflanzenarten wie Brennnesseln und Löwenzahn kräftig wachsen und das jedes Jahr wieder. Diese düngerliebenden, verdrängen alle Pflanzenarten, die an mageren Boden angepasst sind und gerade sie stellen die Mehrzahl unserer Pflanzenarten. Für sie ist auch Kompostdünger Gift. Von ihnen wiederum leben die meisten Kleintierarten und von denen größere Tiere wie Eidechsen und Vögel.



Wegrain und Waldrand sind zu Tode gemulcht. Jetzt ist alles sauber und ordentlich. Es blüht nichts mehr.
                                Die Nester der Feldlerche sind zerstört und zahllose Kleintiere frikassiert.


Hinzu kommt, dass düngerliebende Pflanzen kräftig und dicht wachsen. Dadurch erreichen die Sonnenstrahlen und der Wind nicht mehr den Boden. Das Mikroklima verschiebt sich von bisher trocken, warm und sonnig nach feucht, kühl und schattig. Das verdrängt weitere Pflanzen- und Tierarten.

Selbstverständlich gehören auch Löwenzahn, Brennnesseln und andere nitrophile Pflanzen zur schützenswerten Artenvielfalt. Zum Problem werden sie durch die ständige Düngung aus der Luft. Jahr für Jahr regnen pro Hektar (= 10.000 Quadratmeter) 40 kg Stickstoffdünger aus Abgasen auf Deutschland nieder, selbst auf Reinluftgebiete wie den Schwarzwald. Mit dieser Menge wurden vor fünfzig Jahren die Felder gedüngt. Jetzt setzt das Mulchen noch eine Portion drauf, ebenfalls Jahr für Jahr.

Brennnesseln sind verhasst, Schmetterlinge werden geliebt. Aber Brennnesseln sind die Futterpflanzen vieler Schmetterlinge zum Beispiel von Tagpfauenauge und Kleiner Fuchs. Werden Brennnesseln gemulcht, trifft es auch die Raupen und damit die geliebten Schmetterlinge.










Ein Nest mit Raupen des Tagpfauenauges versteckt unter einem Brennnesselblatt. Sie leben von Brennneseln






Ohne Brennesseln kein Tagpfauenauge, kein Kleiner Fuchs und viele andere Falter auf dem Sommerflieder im Garten. Werden die Brennnesseln gemulcht, sind die Falter verloren.

 

Wiesen blühen, weil Pflanzen für die nächste Generation Samen bilden müssen. Pro Quadratmeter und Jahr kann ihre Zahl in die Zigtausende gehen. Warum diese Überproduktion? Weil nur ganz wenige der Samen zu neuen Pflanzen werden. Fast alle anderen werden gefressen, von Kleintieren, Mäusen und Vögeln. Wenn Wegränder und Wiesen während der Wachstumsperiode gemulcht oder gemäht werden, wird diesen Tieren



Ein erfreuliches Bild! Weil nicht gemäht wurde, konnten die Gräser und andere Pflanzen viele Samenkörner bilden, von denen viele Tiere leben. Deshalb erst im Spätherbst oder Winter mähen.




die Nahrung entzogen und damit auch den Tieren, die von ihnen leben, wie zum Beispiel Mauswieseln und Turmfalken. Noch schlimmer ist die übliche Rasenpflege, bei der mit viel Aufwand gegen die Artenvielfalt regelrecht gekämpft wird. Wenn einige Pflanzenarten nach einer Sommermahd noch einmal blühen, zeigen sie nur, wie lebenswichtig die Bildung der Samen ist. Jeder Versuch ist es wert, selbst wenn die Zeit dafür nicht mehr reicht. 


 




Gemulchte Wiese – eine Katastrophe für die Artenvielfalt





Natur gezähmt und geschmacklich angepasst

Was als „bunte Blumenwiese“ Mode ist, hat mit einer richtigen Blumenwiese nichts zu tun. Es ist ein Blumenbeet, ein dekoratives und lohnendes Geschäftsmodell, mehr nicht. Schlecht ist, dass den Menschen und vor allen den Kindern ein naives und falsches Bild von Natürlichkeit vorgegaukelt wird. Wie sollen sie unsere echten, artenreichen Wiesen schützen, wenn die gemulcht werden und sie nur unnatürliche bunte Scheinwiesen kennen lernen? Auch darunter leidet die Artenvielfalt.


 



Das Große Rasenstück von Albrecht Dürer




Vor über 500 Jahren malte Albrecht Dürer Das Große Rasenstück. Es hängt in der Albertina in Wien und ist von unschätzbarem Wert. Dürer erkannte die Schönheit der Natur und die Harmonie ihrer höheren Ordnung.

Heute mulchen wir diese Schönheit und Harmonie, damit es ordentlich und sauber aussieht. Welche Barbarei!

 




  Dr. Friedrich Buer


Dr. Friedrich Buer ist Gründungsmitglied und Beirat des „Verein für Landschaftspflege und Artenschutz in Bayern e.V. – VLAB“, einem neuen offiziell anerkannten Natur- und Umweltschutzverband. Ehrenpräsidenten sind Enoch zu Guttenberg und Hubert Weinzierl.